Ein Jahr Selbstständigkeit – wie ich wieder Vertrauen in meinen eigenen Weg gefunden habe

Seit etwas über einem Jahr bin ich nun selbstständig. Und wenn ich auf das zurückblicke, was ich in den letzten Monaten geschaffen habe, dann bin ich doch etwas stolz auf mich. Nicht nur, auf die Projekte, die ich (mit)gestemmt habe, sondern in erster Linie stolz darauf, dass ich den Mut gefasst habe, endlich dem nachzugehen, was ich wirklich machen will. Und damit wieder mehr zu mir selbst gefunden habe.

Als studierte Literaturwissenschaftlerin war für mich immer klar, dass ich in der Buchbranche arbeiten möchte und somit schien der Job in einem Publikumsverlag mehr als perfekt. Zwar war ich kurz nach meinem Studium schon selbstständig – und habe unter anderem dieses Blog gegründet -, aber ich habe den Gedanken nie ernsthaft verfolgt, mir langfristig ein eigenes Business aufzubauen. Dafür fehlte mir auch schlicht eine antreibende Vision. Und so hing ich meine Selbstständigkeit als Redakteurin mit dem ersten Jobangebot im Verlag an den Nagel und die Mode wurde wieder zum Hobby. Schließlich hatte ich ja Literatur studiert und da war es nur logisch, das auch weiterhin zu verfolgen. Und so verbrachte ich drei Jahre in der Literaturbranche – am Anfang voller Euphorie. Drei Jahre lang gab ich alles – halste mir unzählige Projekte neben der eigentlichen Arbeit auf und nahm Überstunden schulterzuckend in Kauf. Immer mit dem Ziel vor Augen, weiter die Karriereleiter emporzuklettern. Und alles lief ziemlich gut. Bis es nicht mehr gut lief. Bis ich beruflich nicht weiterkam. Und ich mich fragen musste: Was möchte ich wirklich? Wenn ich ganz ehrlich bin und nicht an mein jahrelanges Studium und die damit verknüpften Erwartungshaltungen denke: Was möchte ich mit meinem Leben machen?

„Create whatever causes a revolution in your heart.“

– Elizabeth Gilbert, BIG MAGIC

Als ich einige Monate später die Kündigung einreichte, konnte ich die Frage immer noch nicht ganz klar für mich beantworten. Aber ich wusste, dass es so nicht weitergehen konnte. Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich beruflich Dinge machte, mit denen ich mich persönlich unwohl fühlte. Und wie ich mich verstellte, um irgendwie doch reinzupassen. Meinen 30-tägigen Jahresurlaub verbrachte ich auf der Fashion Week und anderen Events, auf denen ich Gleichgesinnte kennenlernte, und mit dem Schreiben von Artikeln. Und jedes Mal, wenn ich hier und da mal ein Interview zum Thema Fair Fashion geben durfte, merkte ich, dass da was in mir ist, was mir in meinem Beruf verloren gegangen ist: Herzklopfen, Leidenschaft und das Vertrauen darin, Dinge verändern zu können. Dieses Gefühl hat mich am Anfang durchhalten und weitermachen lassen, aber irgendwann breitete sich in mir eine unbequemer werdende Unruhe aus. Ich kann den Moment nicht mehr ausmachen, in dem es dann geklickt hat und ich nicht mehr bereit war, nicht nicht auf mein Bauchgefühl zu hören. Klar, da ist dann die innere Kritikerin, die sich ganz schnell zu Wort meldet und sagt: „Wie naiv bist du eigentlich? Jetzt sei einfach zufrieden, mit dem, was du hast, und hör auf zu träumen.“ Irgendwann habe ich das fast selbst geglaubt und immer öfter Kopf über Herz bestimmen lassen. Das hat mich nicht nur emotional verunsichert, auch körperlich ging es mir damit immer schlechter. Aber so muss es nicht sein.

„What is done in love is done well.“ – Vincent van Gogh

Ein Jahr später bin ich dabei, zwei Unternehmen an der Seite von großartigen Frauen aufzubauen. Mit Melanie, die vor mir den Weg in die Selbstständigkeit gewagt hat, habe ich nXm gegründet – wir produzieren Videocontent für den Literaturbetrieb und für soziale und nachhaltige Projekte und arbeiten dabei so ressourcenschonend wie möglich. Wir haben klare Vorstellungen davon, wie unser Unternehmen aussehen soll und wie wir arbeiten wollen. Und das fühlt sich gut an. Und als ich endlich wieder Licht sehen konnte, hielt das Universum noch mehr für mich bereit: die Fashion Changers. Ein zweites Herzensprojekt, was ich an der Seite von Jana und Vreni verfolge – einfach, weil es sich jetzt richtig anfühlt. Neben all den kleinen Erfolgs- und Glücksmomenten im letzten Jahr, freue ich mich am meisten darüber, dass ich das Grundvertrauen in das Leben über meine Angst und Unsicherheit gestellt habe. Der Weg ist noch lang, aber die Reise ist großartig und ich gehe mit Dankbarkeit durch jeden Sturm und genieße jeden Sonnenstrahl. Angetrieben davon, dass wir gemeinsam Dinge vorantreiben und ändern können. Irgendwo müssen wir ja anfangen.

11 Gedanken zu „Ein Jahr Selbstständigkeit – wie ich wieder Vertrauen in meinen eigenen Weg gefunden habe“

    1. Danke dir <3 Ich glaube, ich habe die Frage, was ich eigentlich will, lange Zeit hinausgeschoben und bin einer Idee hinterher gelaufen, die nur noch wenig mit mir zu tun hatte. Oft hat das Leben ja auch schon einen Plan für uns, aber wir schauen nicht genau hin. Ist ja auch nicht so einfach, schließlich haben wir auch alle Verpflichtungen und Verantwortungen und viele von uns Kinder. Da kann es schon mal passieren, dass man sich verliert. Liebe Grüße von Nina

  1. Hi Nina,
    ein toller Artikel, der mich berührt hat, weil ich immer wieder mit ähnlichen Gedanken spiele und das Gefühl habe, noch nicht ganz das gefunden zu haben, wo ich wirklich drin aufgehe. Als ich gesehen habe, dass du mit Melanie nXm gegründet hast und dann die Fashion Changers kamen, hab ich gedacht, dass das echt wie die Faust aufs Auge für dich passt und ich freue mich wirklich für dich, dass du so großartige Projekte gefunden hast, in die du dein Herzblut stecken kannst. Ich hoffe, ich finde irgendwann auch noch die Erleuchtung finde, was mein Herzensprojekt ist, und den Mut, es dann auch umzusetzen.
    Ganz liebe Grüße (auch an Melanie) und mach weiter so! Du kannst wirklich stolz auf das sein, was du geschafft hast 🙂

    1. Liebe Yvonne, vielen, vielen Dank für deinen tollen Kommentar, der mich total freut und berührt. Es gibt nur wenig Schöneres, als beruflich das zu machen, worauf man wirklich Lust hat. Mir persönlich hat es geholfen, gemeinsam mit anderen Projekte anzugehen. Da entstehen einfach nochmal ganz andere Vibes und man ermutigt und pusht sich gegenseitig. Vielleicht ist das ja auch für dich eine Option? Melde dich gerne, wenn du mal wieder in Berlin sein solltest! <3 Liebe Grüße von Nina

      1. Das ist ein guter Tipp, da werde ich mich mal umhören. Lieben Dank! Sollte ich mal wieder in Berlin sein, werde ich bei dir anklopfen 🙂

  2. Hi Nina,
    lieben Dank für diesen Blog-Post. Dein Text macht Mut denn er lässt erahnen, dass du den richtigen Weg für dich gefunden hast. Das freut mich ungemein für dich und macht mir Hoffnung für mich – vielleicht ist es ja möglich, gegen sämtliche Zweifel aufs Herz zu hören …
    Dir wünsche ich auf jeden Fall viel Kraft, Mut, Durchhaltevermögen aber vor allem Leidenschaft, Liebe und Freude bei deinem weiteren Weg!
    Liebe Grüße

    1. Liebe Tanja, es freut mich wirklich sehr, wenn sich andere durch diesen Artikel ermutigt und bestärkt fühlen, ihrem Herzen zu folgen. Ich danke dir für deine lieben Worte und guten Wünsche – schön, dass du hier bist! Ich wünsche dir das Allerbeste für deinen weiteren Weg und bin gespannt, wo dich dieser hinführt. Liebe Grüße von Nina

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