Der April ist ein wichtiger Monat in der Mode- und Textilindustrie: Vor knapp einem Jahr mussten 1133 ArbeiterInnen sterben, als das marode achtstöckige Fabrikgebäude Rana Plaza bei Dhaka, Bangladesch, innerhalb von 90 Sekunden in sich zusammenfiel. Mehr als 2500 Menschen wurden schwer verletzt. Sie alle produzierten Kleidung für große Modeketten, darunter Primark, H&M, Mango und Gap. Und für uns. Zum Gedenken der Opfer findet am 24. April der erste Fashion Revolution Day zu dem Thema „Who Made Your Clothes?“ (zu Deutsch: Wer hat deine Kleidung gemacht?) statt. Auch wir als Verbraucher können Teil der Revolution sein.
Wenn Karl Lagerfeld den Laufsteg in einen Chanel-Supermarkt verwandelt und H&M eine Designerkooperation mit Alexander Wang verkündet, spricht binnen weniger Minuten die gesamte Modeszene darüber. Warum sollten wir die Vorzüge der sozialen Netzwerke also nicht dafür nutzen, um gemeinsam eine Revolution für eine bessere Mode zu starten?
Ins Leben gerufen wurde der Fashion Revolution Day von Carry Somers, Gründerin des Eco-Labels Pachacuti. Die britische Designerin setzt sich seit Jahren für mehr Transparenz in der Modebranche ein und entwickelte mit dem EU-Geo Fair Trade-Projekt ein GPS-Koordinatensystem, welches einzelne Herstellungsschritte zurückverfolgen lässt. Für ihr Engagement erhielt sie u.a. den Sustainable Fashion Award. Carry Somers sagt, dass wir beim Shoppen nicht nur ein Kleidungsstück kaufen, sondern eine Kette an Werten und Beziehungen. Mit dem Fashion Revolution Day möchte Somers Mode als Katalysator für einen positiven Wandel nutzen.
Mit rund 60 Teilnahmeländern will der Fashion Revolution Day weltweit Menschen zusammenbringen und eine globale Bewegung starten. Zusammen mit den Initiatoren fordern die Teilnehmer aus Politik, Bildung und Kreativwirtschaft eine Industrie, die Menschen, Umwelt, Kreativität und Vergütung gleichermaßen wertschätzt und Verantwortung dafür übernimmt. Vorreiter hierfür sind jene nachhaltigen Labels, die eine transparente Unternehmenskommunikation als selbstverständlich ansehen und dem Verbraucher problemlos Einblick in die Herstellungskette gewähren: von der Faser über die Verarbeitung bis hin zur Logistik. Genau diese Unternehmen feiert der Fashion Revolution Day. In Deutschland organisieren Magdalena Schaffrin (GREENshowroom), Kirsten Brodde (Detox-Campaignerin), Max Gilgenmann (Ethical Fashion Show Berlin) und das Team vom Upcycling Fashion Store den Fashion Revolution Day.
Auf das Thema „Who Made Your Clothes?“ stieß Carry Somers als sie eine vom Australian Fashion Report veröffentlichte Studie las, die feststellte, dass 61% der Marken überhaupt nicht wissen, wo ihre Kleidung gemacht wird. Als Konsument haben wir im Rahmen des Fashion Revolution Day die Möglichkeit, die Herstellungsbedingungen unserer Kleidung zu hinterfragen. Wer erntet die Baumwolle für unser T-Shirt, wer näht den Kragen an unsere Bluse und wer versieht unsere Kleider mit einem Etikett? Mitmachen kann jeder, der seine Kleidung auf links trägt. Wer möchte, kann dem jeweiligen Label über Facebook/Twitter ein Foto mit der Frage Who Made Your Clothes? schicken und das Ganze mit #InsideOut und @Fash-Rev versehen. Auf diese Weise werdet ihr sicherlich ganz schnell die Revolutionsanhänger von den Revolutionsgegnern unterscheiden können.
Weiterhin gibt es auf fashionrevolution.org neben sorgfältig erstelltem Lesematerial rund um das Thema nachhaltige Mode ein Blog mit interessanten Beiträgen und Interviews. Einige Interviews führte der belgische Designer Bruno Pieters, der mit seinem Label honest by den kompletten Herstellungsprozess (inklusive Preiskalkulation) offenlegt und somit ein wahrer Revolutionär unter den Modedesignern ist.