Die nachhaltige Modewelt spricht momentan vor allen Dingen über zwei Dinge: Die kürzlich eröffnete Ausstellung „Fast Fashion“ im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (pink & green berichtete hier) und der anstehende Fashion Revolution Day. Was es sonst noch nachrichtenwürdiges gibt, erfahrt ihr in den pinken & grünen Lieblingslinks.
Am 24. April jährt sich zum zweiten Mal der Einsturz des Rana Plaza-Fabrikgebäudes in Dhaka, Bangladesch. Modeketten wie Primark, H&M, Mango, Kik, Adler, Benetton und viele mehr ließen hier am Fließband Kleidung nähen. Und nahmen die lebensbedrohlichen Bedingungen, unter denen die Näher und Näherinnen arbeiteten, in Kauf. Als am 24. April 2013 das sechsgeschossige Gebäude in sich zusammenfiel, arbeiteten knapp 3633 Menschen in der maroden Fabrik. Bis heute haben immer noch nicht alle Modeunternehmen, die in Rana Plaza produzieren ließen, in den Fonds eingezahlt. Der von der britischen Modedesignerin Carry Somers initiierte Fashion Revolution Day gedenkt der Opfer von Rana Plaza und dient als Katalysator für einen positiven Wandel in der Textilbranche. Gemeinsam können wir eine globale Bewegung in Gang setzen, die Modefirmen zu sozialer Verantwortung und Transparenz auffordert. Und wir können jene Unternehmen feiern, die diese Werte bereits leben. Unter den Hashtags #insideout, #FashRev und #whomademyclothes könnt ihr am Fashion Revolution Day (und darüber hinaus) in den sozialen Netzwerken ein Bewusstsein für faire Mode schaffen und direkt mit Modeherstellern in Kontakt treten. Informationen und Bildmaterial zum Fashion Revolution Day gibt es hier.
Nachdem das Textilbündnis mehr oder weniger als gescheitert zu betrachten ist, sind nun (wieder mal) wir als Verbraucher gefragt. Auf dem Informationsportal siegelklarheit.de vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) kann sich der Konsument nun über Ökologie- und Sozialstandards von Modeherstellern informieren. Danke, liebe Bundesregierung für diese neue Siegel-Informationsplattform! Entschuldigt bitte meinen Hang zum Zynismus an dieser Stelle. Natürlich ist es wichtig, dass die Bundesregierung sich für faire und nachhaltige Mode einsetzt. Aber sich dabei an den Käufer zu wenden, anstatt die Industrie zum Umdenken zu bewegen und eine Gesetzeslage zu schaffen, die Ausbeutung und Umweltschäden verhindert, ist meiner Meinung nach zu wenig. Wünschenswert wäre es auch gewesen, wenn Siegelklarheit in den sozialen Netzwerken vertreten wäre, um so den Austausch unter Verbrauchern anzuregen. Dass das Portal die grüne Modebranche spaltet, zeigt Alf-Tobias Zahn von G R O S S ∆ R T I G ganz wunderbar in seiner Meinungsumfrage. Einen sehr informativen Artikel zu Siegel(un)klarheit gibt es außerdem von Lars von Grüne Mode, der an dem Benotungssystem bemängelt, dass es oft nur die Stärken und nicht die Schwächen der einzelnen Siegel hevorhebt und somit fragwürdige Entscheidungshilfen anbietet. Ich bin gespannt, wie sich Siegelklarheit zukünftig entwickeln wird. Bei Unklarheiten empfehle ich euch weiterhin, den Einkaufsratgeber für giftfreie Mode von Greenpeace und die Fair Fashion-Suchmaschine von Get Changed zu Rate zu ziehen.
Die französisch-vietnamesische Designerin Linda Mai Phung hat eine Crowdfunding-Kampagne auf ulule gestartet. Noch eine Woche lang könnt ihr das Label, das dieses Jahr sein fünfjähriges Bestehen feiert, finanziell unterstützen. Von dem Geld wird Linda Mai Phung im Juli zur Berliner Fashion Week fahren, um auf der grüne Modemesse Einkäufer von ihrer neuen Kollektion zu überzeugen. Weiterhin ist ein Pop-up-Store geplant. Wer das Vorhaben mit 30 Euro oder mehr unterstützt, erhält als Dankeschön eine Aufmerksamkeit aus der aktuellen Frühjahrs-/Sommerkollektion 2015.
Stella McCartney ist für mich neben Bruno Pieters der Beweis dafür, dass es möglich ist, ein erfolgreiches ethisches Modelabel zu führen. In „Business of Fashion“ ist kürzlich ein tolles Porträt von Imran Amed über die britische Designerin erschienen. Als Vegetarierin verzichtet McCartney in ihren Kollektionen auf tierische Produkte wie Leder und Pelz – eine Seltenheit im High-End-Bereich. Zumal Lederaccessoires die umsatzstärkste Warengruppe der meisten High-Fashion-Labels bilden. Als McCartney 2001 ihr gleichnamiges Label gründete, beäugte die Modeindustrie ihr Geschäftsmodell, das auf Tier- und Umweltschutz fußt, mit viel Skepsis. Idealistisch, aber unprofitabel, hieß es. Vor 14 Jahren hat sich wohl kaum jemand vorstellen können, dass es eines Tages Frauen geben sollte, die von einer Kunstlederhandtasche namens Falabella träumen. Wie es McCartney geschafft hat, dass ihre Marke heute zu einem der wachstumsstärksten Modelabels zählt, könnt ihr hier nachlesen.