Zero Waste – Let’s talk about trash oder wie wir unseren Müll im Alltag reduzieren können

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Seit einigen Monaten achte ich nicht nur mehr darauf, was ich einkaufe, sondern auch wie ich einkaufe. Die unbequeme Wahrheit: in viel Plastik. Das landet dann zwar alles in meinem Bio-Stoffbeutel, aber spätestens beim Auspacken Zuhause wird mir bewusst, wie viel Abfall ich tagtäglich produziere. Abfall, der bleibt. Ohne Abfall zu leben, also Zero Waste, ist etwas, was mich schon seit langer Zeit fasziniert. Hier und da habe ich bereits zaghafte Versuche unternommen, Müll im Alltag zu reduzieren: Den Mehrwegbecher mit zum Café nehmen, wenn es ein Cappuccino im Büro sein soll. Keine Plastiktüten kaufen. Keine Flyer mitnehmen, die einem unterwegs in die Hand gedrückt werden. Vor ein paar Wochen kam mir der Gedanke, dass es doch irgendwie ironisch ist, dass ich es geschafft habe, meinen Kleiderkonsum auf komplett nachhaltig und fair umzustellen, mich seit Jahren vegetarisch/vegan ernähre, aber immer noch Berührungsängste habe, wenn es um Müllvermeidung geht. Nachdem ich nun das ganze Wochenende damit verbracht habe, Zero Waste-YouTube-Videos zu schauen und „Zero Waste Home“ von Bea Johnson zu lesen, möchte ich es endlich angehen. Den anfänglichen Aufwand, der besonders darin besteht, für mich selbst herauszufinden, was ich selber herstellen kann (wie sich herausstellt: Mandelmilch geht ganz einfach) und wie ich in und außerhalb meiner vier Wände meinen CO2-Fußabdruck verringern kann, nehme ich gerne in Kauf. Denn das, was ich mit höchster Wahrscheinlichkeit gewinne, ist größer, als das, was ich aufgebe: Zeit, Glücklichsein und (kaum zu glauben…) Geldersparnis. Sind wir mal ehrlich: Wie viel Zeit verbringen wir damit, Dinge zu suchen, weil wir sie verlegt haben? Wie viel Zeit verbringen wir damit, Dinge zu kaufen, obwohl wir sie ganz einfach selber machen könnten? Und wie viel Geld geben wir für Dinge aus, von denen man uns glauben lässt, das wir sie brauchen (ein Blick in mein Putzmittelregal verrät mir: viele, sehr viele Dinge)? Das alles weiß ich doch eigentlich schon. Schließlich bin ich schon seit über 3 Jahren in keiner Fast Fashion-Kette mehr gewesen. Die Zeit, die ich hierfür gewonnen habe, stecke ich in mein Blog und in meine Gesundheit. Dinge, die ich vorher nicht gemacht habe. Das Geld, was ich hierdurch spare, investiere ich in Dinge, die mir wichtiger sind als kurzlebige Trends: Essen, Kino, Yoga, nachhaltige Mode und (immer noch viel zu wenig) Reisen. Ich bin gespannt, wie sich mein Versuch, so wenig Müll wie möglich zu produzieren, auf meinen Alltag und mein Wohlbefinden auswirken wird. Dass ich einige Dinge schon beherzige, ist mir erst aufgefallen, als ich aufgeschrieben habe, was ich bereits tue – eine super Motivation. Hier sind also meine 10 Tipps, wie wir im Alltag unseren Müll reduzieren können:

  1. Packe immer einen (oder zwei) Stoffbeutel ein. Ich habe in meinen zwei Umhängetaschen immer mindestens einen Stoffbeutel dabei. So muss ich bei Spontaneinkäufen keine Papiertasche an der Kasse kaufen.
  2. Plastikfrei trinken. Für unterwegs fülle ich mir immer gefiltertes Leitungswasser in meinen Dopper oder meine Soulbottle.
  3. Auslüften statt waschen. Das mag euch jetzt vielleicht etwas komisch vorkommen, aber ich wasche meine Kleidung so wenig wie möglich (mit Ausnahme von Unterwäsche, Sportkleidung und Socken). Jeans und Hosen lüfte ich aus und wasche sie am liebsten ohne Waschmittel. Alles andere versuche ich auch auszulüften und nur, wenn es nicht anders geht, in die Waschmaschine zu geben. Warum? Je seltener ich wasche, desto besser sieht meine Kleidung aus (ist leider auch bei fairer und nachhaltiger Mode so). Abgesehen davon, frage ich mich immer zuerst: Ist das jetzt wirklich schmutzig oder riecht unangenehm? Oft ist Waschen nur ein Automatismus, den wir nicht weiter hinterfragen. Dabei können wir uns eigentlich auf unser Sehvermögen und unseren Geruchssinn verlassen. Kleiner Tipp: Euren Mitmenschen fällt es höchstwahrscheinlich sowieso nicht auf, wenn ihr zwei Mal hintereinander dasselbe tragt. Oder wisst ihr noch, was eure Kollegin letzte Woche anhatte? Außerdem wasche ich meine Kleidung kalt und lasse sie luftrocknen. Auch gebügelt wird bei mir nicht. Ziemlich easy, oder?
  4. Weniger Plastik im Kosmetikbeutel. Mein Umstieg von Gesichtscreme auf Gesichtsöl freut nicht nur meine Haut, sondern auch meinen Mülleimer. Die Aluminumtube habe ich gegen ein Glasfläschchen eingetauscht, das sich recyceln oder weiterverwenden lässt. Außerdem entferne ich mein Make-up nun mit waschbaren Bio-Baumwollpads. Statt Einweg- Brillenputztücher säubere ich meine Brille mit Spülmittel und Wasser. Sobald mein Lippenstift und meine Mascara aufgebraucht sind, werde ich mich dann selbst an die Kosmetikherstellung wagen.
  5. Für alle Frauen: Benutzt Menstruationstassen. Seitdem ich keine Tampons mehr benutze, ist mein Leben so viel einfacher geworden. Abgesehen von dem vielen Müll, den ich einspare, muss ich jetzt beim Einkauf nicht mehr an Tampons denken. Das spart viel Geld und Zeit. Kommt auf die Liste: Hätte ich auch mal früher drauf kommen können.
  6. Mix it. In unserer Wohnung gibt es nichts, was wirklich zusammengehört. Viele unserer Möbel wurden uns geschenkt. Unsere Küche hat mein Vater eigenhändig aus Möbelresten zusammengebaut. Unsere Waschmaschine ist Second-Hand, aber mit einem komplett neuen Innenbau. Wenn ich etwas kaufe, ist es entweder geupcycelt, Second Hand oder nachhaltig/fair. Dass das hin und wieder eine Herausforderung sein kann, zeigte sich, als unser über 10 Jahre alter Staubsauger seinen Geist aufgab. Mein Freund verbrachte mehrere Wochen mit der Suche nach einem Ersatzschlauch. Aber nichts wollte so richtig passen, so dass wir am Ende einen neuen Staubsauger kaufen mussten. Auch das Auswechseln einer kaputten Leuchtröhre wollte uns nicht gelingen, da das Modell einfach nicht mehr hergestellt wird. Das Ganze zeigte mir mal wieder, wie schnelllebig das Industriesystem ist und wie wir als Verbraucher manchmal dazu getrieben werden, Neues zu kaufen.
  7. Keine Werbung, bitte. Peinlicherweise muss ich gestehen, dass ich erst vor ein paar Tagen meinen Briefkasten als werbefreie Zone deklariert habe. Hat mich zwei Minuten meines Lebens gekostet. Noch ein Kandidat für die Hätte-ich-auch-mal-früher-drauf-kommen-können-Liste.
  8. Nein, danke. Keinen Strohhalm, keine Serviette, keinen Kassenbon. Hierfür muss man nur eins können: schnell und wachsam sein.
  9. Kein Geschenkpapier. Letztes Jahr habe ich zum ersten Mal alle Weihnachtsgeschenke in Verpackungspapier eingeschlagen, dass sich bei mir über die Monate angesammelt hat. Auch sonst benutze ich beim Geschenkeeinpacken nur Dinge, die ich habe.
  10. Das Auto stehen lassen (oder keines haben). Ja, ich weiß, das ist leichter gesagt, wenn man in einer Großstadt lebt und keine Familie hat. Ich lebe in Berlin, habe keine Kinder und fahre nur Fahrrad oder Bahn.

Bevor ich euch das nächste Mal von meinen selbstgemachten abfallfreien Experimenten berichte, würde mich an dieser Stelle interessieren, was ihr alles macht, um Müll zu reduzieren. Habt ihr Tipps und Tricks?

Im Header seht ihr Produkte, die mir geholfen haben, weniger Abfall im Alltag zu produzieren:

 

14 Gedanken zu „Zero Waste – Let’s talk about trash oder wie wir unseren Müll im Alltag reduzieren können“

  1. Huhu Nina,

    eine sehr tolle Liste, die du da zusammengestellt hast. Ich würde jeden Punkt genau so, wie er dort steht, unterschreiben. Grade die Menstruationstasse hilft dabei, so viel Müll zu vermeiden, dass es eigentlich eine Schande ist, dass viele Frauen noch keinen einzigen Berührungspunkt mit ihr hatten.
    Toll, dass du da mit dieser Liste eine so einfache Hilfestellung gibst!

    Liebste Grüße
    Cosima

    http://www.ricemilkmaid.de

    1. Das freut mich sehr, dass du meine Gedanken teilst, liebe Cosima. Die Tamponindustrie hat offensichtlich trotz aller Nebenwirkungen eine starke Lobby. Ich selbst habe mir auch erst eine Tasse zugelegt, nachdem immer mehr Freundinnen mir von ihren positiven Erfahrungen berichtet haben. Also, lasst uns die Message verbreiten! Ich finde dein Blog übrigens super und lerne dort immer wieder was Neues. Sei lieb gegrüßt! Nina P.S. Auch bei dir möchte ich mich dafür entschuldigen, dass dein Kommentar so lange warten musste.

  2. Sehr schöner Post liebe Nina! Mir geht’s da ganz ähnlich wie dir – nachahltige Mode und Ernährung, check, generelles Bewusstsein für die Umwelt, auch vorhanden, aber Zero Waste klingt erst mal noch etwas sehr aufwändig. Aber viele kleine Schritte bringen auch schon was, wie eben Soulbottles (gibt es übrigens grad bei mir zu gewinnen :)), Mooncups oder Jutebeutel.
    Zum Thema Waschen kann ich dir nur beipflichten – und übrigens hilft es bei leicht muffigen Jeans auch super, sie über Nacht in den Gefrierschrank zu lesen. Tötet Bakterin und neutralisiert den Geruch – und tausend Mal besser als dauernd zu waschen.

    Viele liebe Grüße,
    Corinna
    http://www.kissenundkarma.de

    1. Hi liebe Corinna, zunächst sorry, dass dein Kommentar so lange auf Freischaltung warten musste. Ich habe den Host gewechselt (das geht übrigens auch nachhaltig) und meine Seite umgebaut und hänge deshalb noch etwas hinterher. Vom Gefrierschrank-Trick habe ich auch schon gehört. Damit hast du also schon gute Erfahrungen gemacht? Dann muss ich mal schnell meinen Eisvorrat aufessen… Viele liebe Grüße zurück von Nina

  3. Liebe Nina!
    Toll, noch so ein inspirierender Artikel zum Start in ein (noch) nachhaltigeres Leben! 🙂
    Ich habe vor Kurzem meine Erfahrungen in einem ähnlichen Artikel verarbeitet – wenn mir die Verlinkung erlaubt ist, kannst du ihn hier finden: http://mehralsgruenzeug.com/leben-nach-zero-waste/
    Ich muss gestehen, dass es mir ähnlich ging: Immer begleitete mich dieser „das-hätte-ich-aber-auch-wirklich-schon-früher-angehen-können“- Gedanke. Und nun bin ich wirklich, wirklich froh, dass ich das nun in aller Konsequenz umsetze. Es geht nicht nur mir damit besser (innere Entrümpelung), sondern ich weiß genau, dass ich so auch den Menschen in meiner Umgebung etwas Gutes tue (Verschenken, Spenden). Das ist ein unglaublich gutes Gefühl.
    Als zusätzlichen Tipp habe ich noch, möglichst alles unverpackt zu kaufen – du hast es bei Obst und Gemüse ja schon angedeutet, das bekommt man mittlerweile gar nicht mehr so schwierig ohne Verpackung. Interessant, höchst spannend finde ich die Entwicklung der Unverpackt-Läden, die ich gebannt verfolge und von denen ich (glücklicherweise!) zwei in meiner unmittelbaren Nähe habe. Was man da alles an Müll spart, ist unglaublich! 🙂

    Ich bin gespannt auf weitere Updates und sende motivierte Grüße!
    Jenni

    1. Liebe Jenni, vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ich war vor zwei Wochen zum ersten Mal im Original Unverpackt-Supermarkt in Berlin-Kreuzberg. Der Weg hat sich gelohnt, da ich einige tolle Entdeckungen gemacht habe. Vor allem, wenn man Dinge selbst machen möchte, ist es eine super Anlaufstelle. Bin mir aber ehrlich gesagt noch nicht sicher, ob ich dadurch wirklich Geld spare (habe Mandelmilch selbst gemacht), was ja oft als positiver Zero-Waste-Nebeneffekt angeführt wird. Wie sind da deine Erfahrungen? Und jetzt lese ich mich erstmal durch deine Zero Waste-Artikel – ist ja total beeindruckend, wie viel du zu dem Thema schon recherchiert hast. Liebe Grüße von Nina

      1. Hallo Nina!

        Danke dir für deine lieben Worte! 🙂
        Dabei habe ich persönlich noch gar nicht den Eindruck, so weit gekommen zu sein… 😉

        Ich muss gestehen, dass ich schon das Gefühl habe, zu sparen. Ganz einfach, weil ich mir viele Sachen nun nicht mehr kaufen muss – oder nicht mehr kaufen möchte. Meine laufenden Kosten beschränken sich eigentlich nur auf Miete – mit allem, was dazugehört – und Lebensmittel. Da spare ich dann aber auch bewusst nicht und kaufe grundsätzlich zu 80-90% Bioqualität. Wenn man wollte, könnte man da sicherlich noch viel mehr sparen – es ist nur die Frage, ob das dann wirklich „Sparen“ ist, oder ob man langfristig nicht einen ganz anderen Preis dafür zahlt…
        Was aus meiner Perspektive schon ein wenig kostenintensiv ist, ist die Umstellung auf komplett verpackungsfreie Lagerung – wenn man die ganzen Gläser noch nicht hat (oder – wie ich – zu eitel ist, um kunterbunte Einmachgläser herumstehen zu haben), dann geht das natürlich in der Erstanschaffung schon ins Geld. Aber dafür nutzt du natürlich alles auch eine halbe Ewigkeit – zumindest ist das die Intention dahinter. 🙂
        Im Laufe der Zeit hat man sich natürlich dann soweit eingerichtet und weiß, was man braucht, wie viel man braucht und so weiter. 🙂

        Liebe Grüße
        Jenni

        1. Danke für deine Ratschläge, Jenni. Dadurch, dass man beim Zero Waste ja letztlich auch seinen Besitz reduziert, spart man natürlich lanfristig betrachtet. Und ganz klar gibt es viele versteckte Kosten, wenn ich Lebensmittel verpackt kaufe anstatt sie selbst zu machen. Aber die Tatsache, dass ich 3 Mal so viel an Geld ausgegeben habe, um Mandelmilch selbst herzustellen, hat mich schon sehr überrascht. Not gonna lie 😉

  4. Wirklich eine tolle Liste mit einfachen Tipps, die wohl jeder umsetzen kann, wenn er denn möchte. Wie du selbst schreibst, tut es ja erst einmal ganz gut, sich selbst bewusst zu machen, was man schon tut und wie weit man sein eigenes Verhalten reflektiert.

    Ich bin doch oft erstaunt, wenn ich Freundinnen sehe, die das Thema Umweltschutz oder Nachhaltigkeit gar nicht zu interessieren scheint. Oder es bei der nächsten Zalando-Großbestellung wieder in die Tonne werfen.

    1. Danke, liebe Jana. Ja, dieses Verhaltensmuster kenne ich auch. Meistens wird dies mit der „Ein einzelner kann sowieso keinen Unterschied bewirken“-Haltung legitimiert, die ich sehr schwierig finde. Liebe Grüße von Nina

  5. Das Thema „Zero Waste“ fasziniert mich auch total und ein paar Tipps habe dazu ebenfalls auf meinem Blog zusammengefasst. Allerdings würde ich mich (auch) noch als totale Anfängerin beschreiben, die zögerlich Schritt für Schritt in die richtige Richtung setzt.
    Es macht wirklich viel Spaß, sich immer weiter zu informieren und dabei immer mehr zu reduzieren. Eigentlich braucht es nicht viel zum Leben.
    Man spart, gewinnt aber irgendwie gleichzeitig – das ist toll!
    Ich freue mich, weitere Artikel von dir zu diesem Thema zu lesen.
    Letztendlich ist es doch wie eine Reise: Der Weg ist das Ziel, aber irgendwann kommt man vielleicht genau dort an, wo man sein möchte 🙂

  6. Liebe Nina,

    danke für deine tollen Tipps und gleichzeitig den Anschub, den du mir gegeben hast, endlich anzufangen, Kosmetik selbst zu machen. Das Klingt nach so einem weiten und großen Feld, dass ich mich bisher noch gar nicht herangetraut habe.

    Viele liebe Grüße,
    Jule

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