Alexander Wang x H&M : Die Sache mit der fairen Mode

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Diese Modewoche stand ganz im Zeichen von H&M. Das schwedische Unternehmen launchte vergangenen Donnerstag seine elfte Designer-Kollaboration. Dieses Mal erfüllte der amerikanische Modedesigner Alexander Wang H&M-Käufern den Traum von erschwinglichen High-Fashion-Teilen. Die H&M-Webseite hielt dem Ansturm nicht stand und brach binnen weniger Minuten zusammen. Und trotzdem war eine Sache dieses Mal anders: Deutschlands Modeblogger befanden die Kollektion für alles andere als en vogue. Untragbar, langweilig, zu viele Logos – irgendwie nicht High-Fashion. Da hilft es selbst nicht, wenn H&M zu Pressereisen nach New York einlädt und Vorab-Samples in die Redaktionsbüros verschickt. Ach, und dann war da ja noch die Sache mit der Kinderarbeit…

Als enfants terribles der Modeblogosphäre haben es sich die Jungs von Dandy Diary nicht  nehmen lassen, zeitgleich zum Launch der „Alexander Wang x H&M-Kollektion“ ein Fair Trade Fashion-Videoprojekt zu veröffentlichen. „Alternative Advertising“ nennt sich das. Worum geht es? Kleine Jungs nähen im Akkord und mit flinken Händen Alexander Wang-Etiketten auf Kleidungsstücke und sehen dabei alles andere als unglücklich aus. ”I am honored to be a part of H&M’s designer collaborations“, sagt der Hauptdarsteller des Filmchens. Kaum war das Video hochgeladen, meldeten sich gleich Bloggerkollegen wie Jessica Weiß von Journelles zu Wort und versuchten Dandy Diary ein Statement zur Echtheit des Videos zu entlocken. Doch die sonst so gesprächigen Blogger hüllten sich in lautes Schweigen: „Wir werden nicht sagen, in welcher Fabrik wir gedreht haben und was für Marken da produziert werden.“ Ein erfolgreicher Marketing-Coup. Sogar der Spiegel berichtet über den Skandal. H&M zeigte sich allerdings not amused und ließ sofort eine Pressemitteilung über seinen Blogger-Verteiler schicken, die viele Blogs auch fleißig veröffentlichten. Damit der Leser auch ein ausgewogenes Bild bekommt, versteht sich. Meinungsmache ist out (außer bei DD). Lieber hält man sich bedeckt. Schließlich ist H&M ein lukrativer Werbepartner. Und in seinem Statement beteuert das Unternehmen eindringlich, dass das Video nicht in seinen Fabriken aufgenommen wurde und man einen Verhaltenskodex verfolge, der Kinderarbeit untersagt. Ach ja, und gegen Dandy Diary werden rechtliche Schritte eingeleitet. Genug dazu, weiter geht es mit dem nächsten Outfit-Post. Süßes Oberteil, oder? Ist von H&M.

Natürlich ist das Video von Dandy Diary eine Inszenierung. Aber was spielt das für eine Rolle? Ist das die einzige Frage, die uns hier auf den Lippen brennt? Sind wir wirklich so naiv und glauben, dass für unsere Kleidung keine Kinder arbeiten müssen? Dass niemand den Preis für billig und schnell produzierte Kleidung zahlen muss? Warum boykottieren wir die „Alexander Wang x H&M-Kollektion“, drücken bei den Vorgängern aber ein Auge zu? Nur weil Isabel Marant, Blogger-Darling par excellence, für H&M designt, bilden wir uns ein, dass bessere Arbeitsbedingungen vorherrschen? Nur weil „made in Rumania“ auf dem Etikett steht, glauben wir, dass die Arbeiter/innen eine geregelte 40-Stunden-Woche haben? Das ist doch Heuchelei. Fast Fashion ist und bleibt Fast Fashion. Ob mit Designer-Kollaboration oder ohne.

2 Gedanken zu „Alexander Wang x H&M : Die Sache mit der fairen Mode“

  1. Ich finde deinen Blog super! Nachhaltigkeit, faire Produktionen, Umweltschutz (und in meinem Fall auf jeden Fall auch damit verbunden: Veganismus) sind alles Themen, die mir sehr am, Herzen liegen. Cooler Blog. Gute Sache.

    1. Vielen Dank, liebe Michaela. Veganismus ist auf jeden Fall ein wichtiger Punkt, wenn man über nachhaltige Lebensformen spricht. Nicht nur, was Ernährung angeht, sondern auch in Sachen Mode und Kosmetik. Ich hoffe, du findest hier die ein oder andere vegane Inspiration.

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