Fashion Week Berlin Herbst/Winter 2015/16: Highlights GREENshowroom

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Vom 19. bis zum 21. Januar hieß es wieder: Berlin ist grün. Zumindest auf den grünen Modemessen, dem GREENshowroom und der Ethical Fashion Show Berlin. Erstmalig zusammengelegt, präsentierten sich über 163 internationale Eco-Modelabels im Postbahnhof. Die neue Location tat dem Offsite-Event der Mercedes Benz Fashion Week Berlin sichtlich gut. Die Messen verzeichneten nicht nur einen Zuwachs an Ausstellern (im Juli 2014 waren es noch 124 teilnehmende Brands), sondern auch an Besuchern. Ich habe mich auf der Salonshow und im GREENshowroom nach den schönsten Looks umgeschaut. Ein persönlicher Eindruck.

Auch der Salonshow tat der Locationwechsel gut. Das Adlon hatte zwar eine einzigartige Anmut, wollte am Ende aber nicht mehr so recht zum Imagewandel der nachhaltigen Modebranche passen. Schließlich hat diese in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht, die vor allen Dingen eines verdeutlicht: Ökomode soll zwar umweltfreundlich und fair produziert sein, aber nicht danach aussehen. Und so befreien sich viele Labels zunehmend vom angestaubten Bild des Jutebeutels (ehrlich gesagt habe ich diese Abneigung noch nie verstanden) und Birkenstockträgers (ach nee, Birkenstocks sind ja wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen) und verkaufen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung als selbstverständlichen Bonus. Somit war der Wegzug aus dem Hotel Adlon und die Fusion der beiden Messekonzepte eine logische Folge des neuen Selbstverständnisses. Im Club des Postbahnhofs zeigten dann am 20. Januar ausgewählte Aussteller ihre kommenden Herbst- und Winterkollektionen. Trotz cooler Location haben mich allerdings nur wenige Looks überzeugt. Zu meinen Lieblingen zählten Deepmello (wenn Leder, dann bitte Rhabarberleder) und Studio Elsien Gringhuis (beide Labels haben dasselbe Model ausgewählt – Zufall?). Schade, dass es der Show nicht gelungen ist, einen repäsentativen und modernen Mix aller Messeaussteller auf den Laufsteg zu holen. Hier meine Favoriten:

Deepmello Studio Elsien Gringhuis

Nach der Show am Dienstag habe ich mich am Mittwoch ins Messegetümmel gestürzt. Und eine Menge Inspiration mitgenommen. Im GREENshowroom begeisterten mich besonders vier Labels in ihrer Designsprache.

Reet Aus ist für mich die unangefochtene Meisterin der Upcycling-Modekunst. Die Upmade-Kollektion wird um weitere Jeansmodelle, Kleider, und T-Shirts (mit Buchstaben statt Pfeilen) ergänzt. Wieder wird alles aus pre-consumer waste unter fairen Bedingungen in Bangladesch hergestellt. Mit dem klaren Vorteil, aus bereits Vorhandenem Neues zu machen und dabei den Wasser- und CO2-Verbrauch gegenüber einer konventionellen Produktion zu mindern. Einzig die wunderschönen Upcycling-Mäntel aus früheren italienischen und bulgarischen Militäruniformen aus den 80er Jahren werden in Estland von Hand gefertigt. Fazit: Daumen hoch!

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JAN ‚N JUNE ist ein deutsches Newcomerlabel und wurde mir von der lieben Franziska von Veggie Love ans Herz gelegt. Das Konzept? Nachhaltige Mode, die sexy und bezahlbar ist. Ganz getreu dem Motto: Black is the new Green. Per Crowdfunding-Kampagne konnten die beiden Hamburger Jungdesignerinnen Anna und Jula die Produktion ihrer ersten Kollektion mit dem bezeichnenden Namen „Breaking through“ finanzieren. JAN ‚N JUNE setzt auf sportlichen Chic mit raffinierter Schnittführung. So sind die Oberteile hinten immer etwas länger als vorne, das klassische Polohemd bekommt durch Oversize-Ärmel einen modernen Schliff verpasst, schlichte Sweatshirts und Chinos werden durch Reißverschlusseinsätze veredelt und hier und da blitzt ein Schlitz auf. Das alles monochrom in Off-White-Tönen, Camel, Hellblau, Grau, Schwarz und Smaragdgrün gehalten. Als Materialien verwenden die beiden Durchstarterinnen Baumwolle, Jersey, Tüll, Twill, Satin und recyceltes Polyester – alles mit dem Global Recycle Standard (GRS) oder dem Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert. Die Stoffe bezieht das Label über die Textilagenturen Lebenskleidung und interloom, die eine saubere und faire Materialgewinnung sicherstellen. Genäht werden die Stücke dann in einem fünfköpfigen Familienbetrieb in Polen. Zusätzliche Transparenz in der Produktionskette bieten JAN ‚N JUNE durch den QR-Code im Etikett, der den Weg von der Ernte bis zur Veredelung jedes einzelnen Produkts aufzeigt. Tolle Idee! Ich bin jetzt schon auf den Launch des Online-Shops im Februar gespannt.

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Die französisch-vietnamesische Designerin Linda Mai Phung legt besonderen Wert auf Handwerkskunst und lässt sich jede Saison von traditionellen asiatischen Mustern inspirieren. Ihre neue Kollektion „Shoot at the Moon“ zitiert die Geschichte der Geburt des Mondes, der in einem asiatischen Volksmärchen zunächst als Bedrohung empfunden wurde, so dass ein Seidenweber mit seinem Pfeil ein Stück Seide zum Mond schoss, um diesen zu verdecken. In Kollaboration mit der französischen Illustratorin Marilou Chabert und traditionellen Webkünstlern aus Nordvietnam, übertrug Linda Mai Phung den Zauber des Märchens auf ihre neue Kollektion. Ihre Stücke bestehen aus handgewebtem Jacquard, natürlich gefärbter Seide, Leinen sowie Öko-Baumwolle und sind in Weiß, Schwarz, Rot und Blau erhältlich. Ein stimmiges Designkonzept und eine wunderschöne Liebeserklärung an die Literatur und Textilkunst.

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Blau, blau, blau sind alle meine Kleider. Das scheint sich das nachhaltige High-End-Label Elsien Gringhuis für seine erweiterte Kollektion „Book 1 – Chapter 2“ gedacht zu haben. Diese fällt insgesamt durch weniger geometrisch-extravagante Formen auf (ich erinnere an das flatterhafte Schmetterlingsoberteil aus der aktuellen Frühjahrs-/Sommerkollektion) und kommt tragbarer daher. In Anbetracht der kälteren Jahreszeit macht das sicherlich Sinn – wer möchte im Winter schon übergroße Ärmel unter Cardigans und Mänteln verstecken? Das funktionellere Design hat viele liebevolle Details und überzeugt vor allem durch seine Kombinierbarkeit. Besonders sympathisch ist mir die Kampagne, in der Kundinnen zeigen, wie und wo sie ihr Elsien Gringhuis-Lieblingsstück tragen. Ich bin gespannt auf das nächste Kapitel von Elsien Gringhuis und hoffe insgeheim, dass die Designerin ein wenig zu ihrer ursprünglichen Designästhetik zurückkehrt.

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Zusammengefasst müsste die Eco Fashion-Trend-Prognose für den Herbst/Winter 2015/16 folgendermaßen lauten: Fifty Shades of Blue, alternativ weiße, graue und schwarze Töne, klare Schnittführung mit Tendenz zum Oversize-Look. Das wird modisch gesehen ein grandios-gemütlicher (grüner) Winter!

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